Der Asperger Blog
Mein Leben im Autismus Spektrum

Veränderungen


Viele Menschen glauben, das sie für Autisten fast unmöglich sind und sie sich um so vieles schwerer damit tun als nicht-autistische Menschen.
Veränderungen.
Manche von uns begleiten sie jeden Tag, andere von uns erleben sie kaum.

Das sich Autisten mit ihnen grundsätzlich und immer schwer tun, kann ich nicht bestätigen.
Es kommt immer auf die Art der Veränderung an.
Unvorhergesehene Änderungen eines geplanten Ereignisses oder von etwas, was „immer so war“ sind schwierig. Wenn aber etwas verändert wird, weil es besser ist als das Alte, dann erlebe ich bei anderen Autisten und bei mir selbst häufig eine direktere und konsequetere Umsetzung als bei manch anderen Menschen.

Ich persönliche habe Veränderungen schon sehr häufig in meinem Leben erlebt. Veränderungen für den Alltag, durch Erfahrungen, von Zielen, vom Umfeld und zur Natürlichkeit.
Es gibt extrem viele Bereiche in meinem Leben, die durch große oder kleine Veränderungen geprägt sind. Nicht immer waren diese gut für mich.

Doch seit ich mich dazu entschieden habe, mich zur Natürlichkeit zu verändern, also zu dem was mein Wesen im Kern ausmacht, geht es mir sehr viel besser. In allen Bereichen meines Lebens.
Auch wenn dieser Weg sehr hart sein kann und auch weh tut, führt er zu schönen und dauerhaft positiven Ergebnissen, die mein Leben bereichern.

Grund genug diesem Thema einen Beitrag zu widmen.

Veränderungen für den Alltag

Früher nahm ich an, ich wäre „falsch“.
Mir wurde durch mein Umfeld und den Kontakt mit den Menschen, denen ich begegnete immer wieder vermittelt, dass ich dies wäre.
Das ich falsch kommuniziere, zu direkt oder zu offen bin, unsichtbare und unkommunizierte Grenzen überschreite. Oder das meine Denkweise nicht dem Standart entspricht und es ja nicht darum ginge, ob etwas logisch ist.
All dieses Feedback und das Ausbleiben positiver Rückmeldungen zu meinem Wesen, haben in mir das Selbstbild festgesetzt, dass ich im umfangreichen Maße „Anders“ und „nicht richtig“ wäre, falsch eben.

Da Menschen manchmal richtig widerlich sein können, werden Menschen die nicht einer wie auch immer gearteten „Norm“ entsprechen, oft vielfältig abgewertet und schlecht behandelt. Mobbing, Ausstoßung, Belehrung und das Drängen sich zu ändern und der Normalität anzupassen waren damals ständige Begleiter meines Lebens. Und wie ich nun weiß, auch des Lebens anderer Menschen.

Damals hat mir jedoch die positive Selbstsicht oder ein Umfeld gefehlt, was mich in dem bestärkt, wie ich bin und mir vermittelt, genau so „richtig“ zu sein.
Also habe ich versucht mich für den Alltag zu verändern. Verhaltensweisen zu erlernen, die darüber hinwegtäuschen, dass ich anders bin.
Dies hat manchmal ganz oberflächlich funktioniert, meistens aber überhaut nicht. Ich konnte und kann nicht aus meiner Haut, jemand sein der ich nicht bin.
So wie ich bin, bin ich eben. Das diese Erkenntnis den größten Wert inne hat, habe ich damals nicht erkennen können.

Und weil diese Selbstsicherheit und positive Bestätigung fast nicht existent war, konnte ich nichts anderes tun als in dieser verwirrenden Welt einen Plan zu entwickeln, mit dem ich im Alltag zurecht komme. Gab es daran Änderungen, warf mich das selbstverständlich aus der Bahn.
Ebenso neue Situationen, wenn alles unlogisch ist und man fast überall „falsch“ ist, dann überlegt man sich lange und genau, ob man etwas neues ausprobiert.

Ich bin überzeugt das würde vielen, auch nicht-autistischen Menschen mit den selben Vorraussetzungen ähnlich gehen.

Veränderungen durch Erfahrungen

Ein weiterer Bereich sind die Veränderungen, die ich nach Erfahrungen mit Menschen gemacht habe.
Gerade wenn ich tief verletzt wurde, habe ich versucht etwas zu tun, damit sich derartige Vorkomnisse nicht wiederholen.
Dies ist etwas, was die meisten Menschen bewusst oder unbewusst kennen und teilen.

Man schützt sich aufgrund negativer Erfahrungen vor weiteren negativen Erfahrungen. Es gibt wohl kaum Menschen, die von Anfang des Lebens an wissen, dass es zwei Seiten gibt und jeder Mensch verschieden ist und somit auch die Erfahrungen mit jedem Menschen verschieden sein können. Was wichtige Gründe dafür sind, offen zu bleiben und sich nicht zu verschließen. Um dann mit der Zeit den Menschen zu begegnen, die gut für einen sind und sie auch zu erkennen.

Oftmals ist es jedoch so, dass man sich verschließt oder sein Verhalten ändert und dies dann als seine „neue Persönlichkeit“ ansieht. Obwohl es eine Ansammlung von Reaktionen auf die Verletzungen durch andere Menschen ist, die das natürliche Wesen dieses Menschen wie ein Kokon einhüllt, schützt, aber auch mitunter irgendwann nicht mehr erkennbar macht.

Dann öffnet man sich wieder dem selben Schema Mensch und holt sich meistens eine ähnliche Erfahrung ab, die dann erneut diese „neue Persönlichkeit“ bestätigt.
Ein Teufelskreis, der oft immer und immer wieder ähnlich negative Erfahrungen generiert und einen von sich selbst entfernt.
Bei mit war es ganz genau so.
Gebracht hat es mir absolut nichts, ich wurde nur einsam und habe keinem mehr vertraut. Und die, welche die Auslöser dafür waren, haben ihr Leben munter so weiter gelebt wie zuvor. Diesen Weg kann ich nicht empfehlen.

Veränderungen zur Natürlichkeit

Dies ist der Bereich, der für mich die Besten Veränderungen bereit hielt und mich immer wieder mit neuen positiven belohnt.

Durch das PEM Center, das Umfeld, das trainieren der PEM Methode, zusammen mit meiner Arbeit und dem positiven Feedback von außen, konnte ich diese Veränderungen angehen und zulassen.

Im Grunde war es eine grundlegende Entscheidung für mich.
Die Entscheidung wieder Stück für Stück meinem natürlichen Wesen näherzukommen. Mich für den Alltag nicht mehr versuchen zu verändern. Und wo mich Veränderungen durch Erfahrungen immer einsamer gemacht und mich geschützt und zugleich eingeschränkt haben, habe ich diese nach und nach wieder abgelegt.

Durch das Training der PEM war mir dies möglich. Es hat dazu geführt, dass ich mich so wie ich bin, richtig fühle und dies auch von außen vermittelt bekomme.

Sich wirklich zu verändern ist nicht leicht.
Auch die Veränderungen bei mir, hin zur Natürlichkeit waren ein teilweise harter und schmerzhafter Weg.
Jedoch nicht aufgrund der Veränderungen ansich. Die zu lernen, umzusetzen und zuzulassen war verhätnismäßig leicht und sehr positiv.

Schwer und schmerzhaft war, zu erkennen, dass mein bisheriges Leben unter den richtigen Umständen schon immer so hätte sein können.
Und wenn ich diese Veränderungen nachhaltig zulasse ich diesen Fakt für mich annehmen muss.
Dieser Schmerz war jedoch nur kurz da und ging dann für immer vorbei und es gehörte danach als Erfahrung zum Leben.

Was danach kam und blieb war mein selbstbestimmtes, glückliches und positives Leben und das wieder entdecken und leben meines natürlichen Wesens mit all meinen Stärken, genau so wie ich bin und eigentlich schon immer war.

Einem Leben, in dem ich richtig bin.
Ich kann diesen Weg jedem nur empfehlen.

Aaron

Aaron

Leave a Comment